LERNLUST #47 // Wenn Workshops die Antwort sind, was war dann die Frage?

Shownotes

Top Down Anweisungen sind längst nicht mehr modern. Die Zusammenarbeit auf Augenhöhe steht im Vordergrund. Ein beliebtes Instrument dafür im Unternehmensumfeld sind Workshops zu allerlei Themen. Aber können Workshops immer die einzige Antwort sein? Oder gibt es vielleicht auch Alternativen? Und vielleicht sind es gar nicht andere Formate, die man wählt, sondern einfach Methoden und Aktivitäten vorab. Wie das aussieht und warum unsere Beraterin Kim Grütters die Zeit für Fragen wichtig findet, darum geht es in dieser Episode des LERNLUST Podcast.

Die Sprecher

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Transkript anzeigen

01.22.835

Susanne

Herzlich willkommen, liebe Kim, herzlich willkommen bei uns hier auf dem Lernlustsofa. Ich finde es total schön, dass du es zu uns geschafft hast. Stell dich doch mal kurz vor in zwei Sätzen und sag mal, worüber wir heute reden wollen.

Kim

Hallo Susanne, ich freue mich sehr heute hier zu sein. Genau, mein Name ist Kim Grütters, ich bin bei der TTS als Learning Consultant beschäftigt und habe jetzt, oder mein Schwerpunktthema liegt vor allem so in allen möglichen konzeptionellen Themen. Das heißt, ich habe mich mit der Konzeption von Lernformaten beschäftigt, also Trainings, E-Learnings, aber auch darüber hinaus mit der Konzeption von ganzen Lernarrangements oder Learner Journeys. Und in diesem Zusammenhang führen wir eben auch immer wieder mal einen Workshop durch.

02.56.421

Susanne

Okay und eins deiner aktuellen Themen ist ja dann tatsächlich, so habe ich es rausgehört auch in den Vorgesprächen, dass du wirklich guckst. Ist denn das Thema Workshops immer so richtig umgesetzt? Oder wenn wir Anfragen von Kunden haben, passt denn das Thema Workshops gut? Und genau das ist ja das, worüber wir heute sprechen wollen. Also muss es immer ein Workshop sein und wenn ja, warum und wie ist das was reflexionsartig immer kommt, wenn ich eine Herausforderung oder ein Problem habe, dass ich sage, oh ja, dann machen wir einen Workshop dazu. Da hole ich mir die richtigen Leute zusammen und dann rede ich mit denen und mache das. Das ist so gemäß dem Motto, was wir früher mal hatten, "Wenn ich nicht mehr weiter weiß, bilde ein Arbeitskreis". Es ist jetzt, wenn ich ein Problem habe, mache ich einen Workshop und dann habe ich das. Was denkst du ist dann vielleicht der Grund, warum die Leute immer dazu kommen? Welche Erwartungen haben die Leute da dran? Mit welchen Erwartungen kommen die zu uns und sagen wir wollen einen Workshop haben?

Kim

Genau, also das ist grundsätzlich erstmal eine Situation, die uns sehr häufig begegnet, eigentlich bei vielen Themen, mit denen Kunden überhaupt an uns herantreten. Erwartungen, die Kunden eben an Workshops haben, ist, dass man erstmal innerhalb eines Workshops zum Beispiel eine Analyse einer Situation machen kann. Eine Analyse zum Beispiel von bestimmten Lernmaterialien, dass man auch, wenn man noch gar nicht so genau weiß, was eigentlich die Lösung eines Problems ist, erst mal viele Menschen zusammenbringen kann, um viele Sichten und Personen zusammenzubringen, um eine Lösung zu kreieren. Häufig werden Workshops auch eingesetzt, zum Beispiel, um Entscheidungen zu treffen. Aber manchmal eben auch, wir haben so ein bisschen das Wort Partizipationssimulation geprägt. Manchmal ist es auch ein bisschen hinter dem oder vor dem Hintergrund, dass man den Anschein erwecken möchte, dass Menschen die Möglichkeit haben, an einem Thema zu partizipieren. ...oder ja, man hat meistens mehrere Ziele, die man auch mit einem Workshop verfolgt.

04.11.779

Susanne

Das eine sind ja die Erwartungen an einen Workshop, die ich habe, aber was sind denn vielleicht die Vorteile, die ich wirklich habe, wenn ich mit einem Workshop komme? Wenn du mir was von Analysen erzählst, dann wäre Workshop ja eigentlich nicht das Erste, was mir jetzt als Lerngestalter in den Kopf kommen würde. Aber vielleicht kannst du mir noch mal zusammenfassen, was sind denn die klassischen Vorteile, die wir für Workshops sehen?

Kim

Genau, also grundsätzlich ist ja der Gedanke überhaupt nicht falsch, dass wir wirklich einen Workshop dafür nutzen, konzentriert uns Zeit zu nehmen, an einem bestimmten Thema zu arbeiten oder für ein bestimmtes Problem eine Lösung zu erarbeiten und sich dafür Zeit zu nehmen. Das heißt, wir haben wirklich diesen Vorteil in einem Workshop, dass wir unterschiedliche Menschen aus der Organisation zusammenbringen können, vielleicht auch über unterschiedliche Hierarchie-Ebenen hinweg, die einfach ihre Sichtweise auf ein Thema mit uns teilen. Und das ist grundsätzlich erst mal sehr, sehr wichtig. Ich glaube, gerade auch so dieses ganze Hierarchie übergreifende Arbeiten und auch da gemeinsam an Problemen arbeiten ist total wichtig. Genau. Und was ich eben auch als sehr großen Vorteil eines Workshops sehe, ist, dass man sich tatsächlich einfach Zeit nimmt, gemeinsam an einem Thema zu arbeiten. Weil wir kennen das, glaube ich, alle ganz gut von unseren unterschiedlichen Kundenprojekten, den Einblicken, die wir in Organisationen haben, aber vielleicht auch manchmal in unsere eigene Organisation, dass es einfach gar nicht so leicht ist, mal wirklich einen Tag Zeit sich zu blocken, um an einem bestimmten Thema zu arbeiten. Und das ist eben denke ich schon auch sehr, sehr wertvoll. Ich glaube nur, dass man eben überlegen sollte, wann man sich diese Zeit wirklich blockt, beziehungsweise ob es halt wirklich Sinn macht, sich direkt einen ganzen Tag zu blocken. Aber da kommen wir vielleicht auch schon ein bisschen dahin, was für Nachteile vielleicht die Workshops manchmal haben.

06.06.927

Susanne

Genau, wenn wir jetzt beide so über Workshops sprechen, was ich mich da frage, wenn ich einen Workshop im Kopf habe, dann ist das gar nicht zwingend immer der Workshop, der in einem Raum stattfindet. Also könnte ja sein, ich fahre zum Kunden, wir setzen uns dort in einen Meetingraum, viele andere Personen sind auch eingeladen, wir haben Flipcharts, wir haben Pinboards, vielleicht haben wir auch noch einen Beamer und einen Projektor und eine Wand. Und dann setzen wir uns zusammen und machen das. Gerade in den letzten Jahren habe ich ja oft gelernt, dass man Workshops auch digital gut durchführen kann, also virtuell, vielleicht sogar zerstückelt in mehrere Teile. Ist das etwas, was du beides unter diesem Begriff jetzt Workshop zusammenfassen würdest in dem Gespräch, wie wir jetzt sprechen, oder meinst du tatsächlich nur den Präsenz-Workshop, wo alle zusammenkommen?

Kim

Nein, also ich würde sagen, das ist auf jeden Fall beides. Also wir können Workshops natürlich in Präsenz durchführen und auch online. Ich glaube, dass dieses, was du gerade angesprochen hast, dass wir online die Workshops einfach unterteilen können, vielleicht auch in kleinere Blöcke, weil man hat eben nicht die lange Anreise, wo man erstmal eine weite Fahrt auf sich nehmen muss und man dann vielleicht nicht vier- oder fünfmal anreisen möchte, sondern eben nur einmal. Dass das aber durchaus Vorteile hat, dass wir auch kleinere Einheiten von Workshops durchführen können und uns vielleicht auch mal nur zwei Stunden blocken oder vielleicht drei Stunden, weil wir dann wiederum auch danach wieder die Zeit haben, das Ganze aufzuarbeiten und den nächsten Workshop-Teil vorzubereiten und so dann eben auch ganz spezifisch an die Bedürfnisse des Kunden oder Bedarfe des Kunden auch auszurichten. Genau.

07.40.933

Susanne

Ist ja dann quasi ein bisschen blended, quasi. Sehr cool. Jetzt haben wir ja aber vorhin gesagt, am Anfang, wir wollen gar nicht nur über Workshops einfach reden, sondern es gibt einfach auch Sachen, wo es nicht so gut funktioniert. Dass es ein Workshop ist, da braucht es andere Sachen. Was sind denn so Sachen, wo du sagen würdest, nee, das funktioniert halt in Workshops nicht so gut und deswegen möchte ich gerne ein bisschen offener an Anfragen von Kunden in Richtung Workshops rangehen. Was würde dir da einfallen?

Kim

Also mir kommt jetzt direkt ein Beispiel in dem Kopf von unserem lieben Kollegen Johannes, der tatsächlich dieses Thema auch so ein bisschen aufgebracht hat, weil er mal eine Kundenanfrage bekommen hat, wo es, glaube ich, darum ging, einen Teambuilding Workshop durchzuführen und dafür wollte er gerne ein Angebot schreiben. Und ich finde tatsächlich, dass Teambuilding ein bisschen schwierig ist in einem sehr kompakten Workshop durchzuführen und dass es da natürlich auch andere Möglichkeiten gibt, vielleicht Teambuilding zu fördern und wir das nicht einfach auf einen Workshoptag schieben können, wo dann vielleicht erst mal die ganzen Konflikte hochkommen, die irgendwo so schwelen, sondern dass man da durchaus auch einfach überlegen könnte, gibt es vielleicht strukturell irgendwas, was wir verändern können, beziehungsweise Man sollte sich in dem Fall mit der Situation auseinandersetzen. Warum möchten wir in diesem Team einen Teambuilding-Workshop durchführen? Was gibt es für unterschiedliche Interessen, damit es nicht an einem Workshop-Tag total clasht? Das wäre für mich ein Beispiel, wo ich einen Workshop eher weniger sinnvoll finde.

Susanne

Gibt es denn noch andere Punkte, wo du sagst, da sind jetzt vielleicht Workshops eher nachteilig... oder was sind denn vielleicht Punkte, die gegen einen Workshop sprechen?

Kim

Also ein Punkt, der definitiv dagegen sprechen könnte, ist so dieses Thema Personalressourcen. Also ich bringe natürlich sehr, sehr viele Menschen an einem Tag zusammen und ich sollte mir einfach gut überlegen, wen bringe ich da mit in den Workshop und wer muss vielleicht auch gar nicht dabei sein oder kann ich die Zeit auch ein bisschen reduzieren. Weil wenn ich mir vorstelle, ich bringe zehn Leute aus einer Organisation zusammen, die alle eben nicht in der Zeit arbeiten können. Plus wir als Berater werden natürlich dann auch noch dafür bezahlt. Es ist einfach für den Kunden schon sehr, sehr teuer. Und ich glaube, das ist einfach ein Faktor, den man mit beachten sollte. Genau.

Kim

Ein weiterer Punkt, der so ein bisschen dafür und ein bisschen dagegen spricht, ist das Thema Hierarchie. Weil auf der einen Seite ist es natürlich sehr dass man auch Menschen aus unterschiedlichen Hierarchieebenen zusammenbringt. Das ist, denke ich, wertvoll, um auch unterschiedliche Sichten zu haben und auch eine Lösung zu finden, vielleicht auf eine Herausforderung oder auf ein Problem, die dann auch die Erwartungen und Interessen von unterschiedlichen Hierarchieebenen im Unternehmen widerspiegelt. Auf der anderen Seite kann es natürlich auch sein, dass wir aber, wenn wir einfach unterschiedliche Hierarchieebenen mit in dem Workshop drin haben, dass vielleicht bestimmte Menschen sich auch nicht so äußern können, wie sie das eigentlich möchten oder wie sie wirklich denken und da Sorge haben, dass es für sie auch Konsequenzen hat, wenn sie zu sehr rummeckern über ein Thema. Genau.

Susanne

Du meinst, sie trauen sich da nicht.

Kim

Ja, genau, richtig.

Susanne

Das kann ja dann auch so ein bisschen so eine Ergebnisverzerrung geben. Das heißt, wenn du die falschen... oder also ich finde es ja dann allein schon schwierig, wer sind denn die richtigen Leute in einem Workshop und dann kann vielleicht die wichtigste Person kann dann gerade an dem Tag nicht, weil sie krank ist oder irgendwie verreist oder Urlaub oder ist ja dann manchmal so. Das heißt, dann hat man sehr, sehr lange damit zu tun, dass man überhaupt die richtigen Teilnehmer zusammen hat. Das heißt, das kann so ein richtiger Blocker auch sein. Quasi dieses Thema nicht nur Hierarchien, sondern überhaupt, wen habe ich denn da alles zusammen? Hm.

Kim

Ja. Genau, und auch das wiederum kann dann teilweise Zeit fressen. Also das habe ich auch schon in Workshops erlebt, dass man dann in den Workshop reinkommt und dann stellt man fest, oh Mist, die Person, die wir eigentlich heute brauchen, die ist gar nicht da oder die haben wir irgendwie gar nicht mit bedacht. Das fällt dann vielleicht auf, während man über die Themen spricht und dann braucht man danach noch mal eine Extraschleife oder man bezieht die Meinung dieser eigentlich wichtigen Person und Sichtweise gar nicht mit ein.

Susanne

Oder man sagt dann, ich nehme die Inhalte noch mal mit. Das ist mir schon oft begegnet beim Kunden. Ich habe vielleicht einen kleinen Workshop mit drei, vier Personen und dann kommt mittendrin raus. "Der hätte ja eigentlich noch dazu gehört. Dann nehmen wir das danach mal mit und ich bespreche das mit dem..." Und dann habe ich manchmal das Gefühl, dass die Inhalte dann obsolet sind, die man eigentlich schon abgeschlossen hat. Man kommt ja dann gar nicht zu einem richtigen Abschluss, oder?

Kim

Ja, absolut ist mir auf jeden Fall auch schon passiert. Und das ist, glaube ich, ein weiteres Problem, dass dann wirklich Dinge, also gerade wenn man Workshops auch dafür nutzt, wirklich Entscheidungen zu treffen, dass das nicht immer funktioniert, weil einfach das eine sehr begrenzte Zeit ist, in der man da überhaupt zusammensitzt. Man vielleicht nicht die Zeit hat danach oder das auch gar nicht macht, dann noch mal die Schleife zu drehen mit der Person, die nicht da war, aber dann natürlich die entsprechende nicht anwesende Person auch einfach gar nicht hinter dem Ergebnis steht und das vielleicht nicht mitträgt. Und ich glaube, das ist auf jeden Fall auch einfach insgesamt ein sehr wichtiger Faktor, wenn man über Workshops spricht, welche Personen lade ich denn hier mit ein.

Susanne

Genau. Und dann ist mir das halt auch schon ganz oft begegnet, dass man irgendwie sagt, "Ja, jetzt hab ich den Workshop gemacht und dann ist es, oh ja, und jetzt nehmen wir das mit..." und dann passiert ganz oft ja gar nichts, ne? Dann hat man das Workshop-Protokoll. Im besten Fall. Und dann liegt es irgendwo und wenn man dann ein Vierteljahr später fragt, was haben wir denn damals gemacht? Oh, ich muss mal das Protokoll suchen. Das heißt aber auch, dass in dem halben Jahr nichts passiert ist oder in dem Vierteljahr. Das kennst du auch oder?

Kim

Genau. Ja, das kenne ich auch. Genau. Und ich glaube, auch das spricht dafür, dass man eben einen Workshop auch nie einfach isoliert von anderen Maßnahmen sieht. Also, dass man sagt, wir machen den Workshop und dann haben wir die Lösung unserer Probleme gefunden. Sondern ich denke, es ist wichtig jetzt gerade in einem Beratungsprozess oder auch in anderen Projekten, wo wir eben beim Kunden dabei sind, dass wir uns wirklich anschauen, welche unterschiedlichen Formate nutzen wir, um ein am Anfang definiertes Ziel dann am Ende auch erreichen zu können und auch wirklich nachhaltige Ergebnisse erzielen zu können.

Susanne

Ich fand, du hast so einen schönen Punkt genannt gehabt und dann hören wir langsam auf mit dem Workshop Bashing. Den Begriff fand ich so schön. Und zwar hast du davon gesprochen, dass du manchmal das Gefühl hast bei Kunden, dass es so eine Art Partizipationssimulation gibt.

Kim

Genau, ja den Begriff finde ich tatsächlich auch sehr schön. Genau, also ich möchte gar nicht unterstellen, dass Kunden Workshops durchführen, um wirklich einfach nur den Anschein zu erwecken, dass Menschen an bestimmten Dingen oder an bestimmten Themen teilhaben wollen. Aber ich glaube, es ist oft ein Faktor, der auch ein Stück weit mitschwingt. Also wir haben eine große Veränderung in einem Unternehmen zum Beispiel und dann denkt man immer, ja, wir müssen dann auch noch Change-Management machen. Und wie machen wir denn Change-Management? Dann führen wir vielleicht noch mal einen Workshop durch. Dann haben die Leute auch das Gefühl, dass sie daran teilhaben können. Und dann passiert vielleicht am Ende genau das, worüber wir jetzt schon gesprochen haben, dass wir wirklich am Ende den Workshop gemacht haben, aber ohne konkretes Ergebnis da rausgehen, das Ganze versandet. Und es ist im Endeffekt die Leute dann noch mehr frustriert, als wenn es diesen Workshop vielleicht gar nicht gegeben hätte.

15.43.267

Susanne

Ich finde das irgendwie jetzt gerade so ein bisschen total schade, wie wir über Workshops reden, weil ich Workshops natürlich sehr, sehr mag. Weil wir auch immer sagen, wir haben vorhin gesagt, das schafft Räume. Es schafft irgendwie Zeit, die man sich nehmen kann. Man kann da kreativ arbeiten. Man hat mal die Erlaubnis von Unternehmen, was zu tun. Da kann man Menschen aus verschiedensten Ebenen zusammenbringen und viele Sichten reinführen. Und jetzt haben wir aber gesagt, ja, all das kann aber sich ja auch ins Gegenteil verkehren, wenn es nicht gut funktioniert. Jetzt könnte man sich hinsetzen und sagen, wir reden einfach mal darum, wie man gute Workshops macht. Aber ich glaube, ihr oder du, ihr seid ja noch ganz anders rangegangen und ihr habt gesagt, lass uns erstmal schauen, ob Workshop überhaupt immer das Richtige ist. Erzähl mal ein bisschen, was habt ihr denn in eurem kleinen Projekt, ihr habt so ein kleines Projekt zu Workshops gemacht, ich weiß, da kamen dann irgendwelche Kriterien raus und ähnliches. Was habt ihr da entwickelt?

Kim

Genau, also es ist genau richtig. Wir haben einfach nochmal den Schritt vorher angesetzt und es geht uns, also das will ich einmal vorab schicken, es geht uns überhaupt nicht darum, Workshops zu verteufeln, sondern auch ich sehe da durchaus auch die Vorteile und finde das sehr wertvoll und wir führen ja auch weiterhin sehr viele Workshops mit unseren Kunden durch. Aber uns war einfach nochmal wichtig, uns Gedanken darüber zu machen, ist der Workshop denn eigentlich immer das richtige Format oder gibt es dazu auch Alternativen, die wir nutzen können? Oder können wir den Workshop kombinieren mit anderen Formaten? Und da haben wir uns überlegt, okay, wie können wir das denn eigentlich entscheiden, wenn wir genau diese Situation haben? Ein Kunde kommt zu uns und sagt, ich habe hier Thema XY und dazu möchte ich gerne einen Workshop durchführen. Welche Schritte müssen wir denn eigentlich durchgehen oder welche Fragen müssen wir uns stellen? um dann wirklich auch entscheiden zu können, ob der Workshop gerade das richtige Format ist oder wie wir den Workshop eben in andere Maßnahmen, die wir durchführen, auch einbetten können.

17.40.790

Susanne

Genau, dann lass uns aber, bevor wir mal so eine Entscheidungshilfe durcharbeiten, doch einmal noch mal kurz bestimmen, wenn wir über Workshops sprechen. Was ist denn genau ein Workshop in unserem Verständnis? Ich hab's ja vorhin schon mal gesagt, ja, ist es dann virtuell oder ist es on-site? Ich hör auch ganz oft die Bezeichnung Workshop, wenn es um etwas geht, wo jemand was lernen soll. Aber das ist ja dann vielleicht gar kein echter Workshop. Also wenn wir über Workshops jetzt sprechen, was meinen wir genau, was ist das?

Kim

Ich glaube, es hilft immer ganz gut, das Wort zu übersetzen, weil im Grunde bedeutet das ja eine Werkstatt, wenn ich das richtig im Kopf habe. Das heißt, wir nutzen eben den Workshop wirklich auch, um weiter an Themen zu arbeiten. Das heißt, es geht nicht darum, dass ich mich in einen Workshop setze und jemand mir von Anfang an erklärt, wie ich ein bestimmtes System zu bedienen habe oder so, weil dann wären wir eher in einem Training, sondern es geht wirklich um das gemeinsame Erarbeiten auch von einem bestimmten Thema. Und das würde ich eben als Workshop bezeichnen und dafür ist für mich eben unabhängig, ob das in Präsenz oder auch online passiert.

Susanne

Ich finde das ganz interessant. Dann ist wahrscheinlich, wenn jemand im Lernkontext zu einem Workshop spricht, dann geht es darum, dass man sich vielleicht zu Herangehensweisen erstmal einigt, die ein Trainingsthema sind. Dann könnte man vielleicht im weitesten Sinne das auch noch als Workshop bezeichnen, weil dann wird ja dort auch was erarbeitet. Okay, jetzt hast du aber gesagt, wir haben erstmal Entscheidungshilfen gebaut oder für uns zusammen gesammelt, herausgefunden, die uns helfen sollen, herauszufinden, ob wir überhaupt einen Workshop brauchen oder irgendetwas anderes. Und ich würde sagen, dieses irgendetwas anderes, das können wir gar nicht ausdefinieren, weil die Methodenvielfalt in "Wie gehe ich an Themen ran und bearbeite Themen?", die ist doch mittlerweile immens, oder?

Kim

Ja, absolut. Da ist uns auch erst mal aufgefallen, als wir uns dann noch mal beschäftigt haben, wie viele andere Möglichkeiten es natürlich noch gibt. Es ist nicht so, dass wir das nie eingesetzt haben, aber dass man eben bestimmte Ziele, die man mit so einem Workshop erreichen möchte, durchaus auch anders erreichen kann als mit einem Workshop.

19.50.109

Susanne

Gut, dann müssen wir jetzt mal Butter bei die Fische geben und so ein bisschen sagen, was sind denn dann die Entscheidungskriterien, sage ich jetzt mal, oder Entscheidungshilfen, oder was ist es denn? Entscheidungskriterien, würde ich sagen, oder?

Kim

Es sind so um die zehn Fragen und wir haben das tatsächlich versucht für uns ein bisschen zu strukturieren und das in so viele Überthemen geordnet. Dabei haben wir uns ein bisschen an einem systemischen Blick eben auch auf Projekte und die Bearbeitung von Projekten bzw. von bestimmten Problemstellungen in Organisationen orientiert. Wir haben festgelegt, ganz am Anfang, bevor wir überhaupt anfangen, zu überlegen, welche Alternativen es zu einem Workshop gibt, sollten wir uns Gedanken darüber machen, was das Thema ist und was das Ziel dieses Workshops ist. Oder der Anfrage, die wir von dem Kunden bekommen haben. Und... Danach würden wir in eine Klärung der Ist-Situation gehen. Da geht es darum, dass wir zum Kunden gehen und versuchen zu verstehen, wie ist die aktuelle Situation. Gab es vielleicht schon Projekte vorher, die schon Dinge erarbeitet haben zu diesem Thema, worauf wir aufbauen können? Welche Ressourcen stehen uns überhaupt zur Verfügung? Das wäre auch noch so was. Einfach, damit wir ein Bild von der aktuellen Situation bekommen. Erst danach würden wir überlegen, wir haben das Thema geklärt, das Ziel geklärt, wir wissen, wie die Situation aktuell ist beim Kunden. Jetzt können wir anfangen, uns zu überlegen, welches Beratungsinstrument oder welche Methode macht jetzt wirklich Sinn, um dieses Ziel auch erreichen zu können. Genau.

Susanne

Methode oder Format? Ach, da können wir jetzt auch stundenlang drüber reden.

Kim

Und die allerletzte Phase wäre dann eben, dass man wirklich einen Handlungsplan festlegt, so haben wir das jetzt mal genannt. Und da geht es dann einfach darum, die nächsten Schritte zu definieren und wirklich zu definieren, wie gehen wir jetzt weiter vor. Also wenn wir uns entschieden haben, einen Workshop zu machen, dann würden wir hier anfangen, den Workshop vernünftig vorzubereiten. Das wäre quasi so der Abschluss von unserer Entscheidungshilfe. Genau.

22.27.891

Susanne

Okay. Haben wir vielleicht mal ein Beispiel, wo wir die Fragen so für uns ein bisschen durchspielen können? Beschreib mal.

Kim

Okay, gut. Ja, ich bin jetzt tatsächlich seit ein paar Wochen in einem Kundenprojekt dabei, wo wir ganz am Anfang eine Anfrage bekommen haben von einem Schweizer Kunden, der SAP S4/Hana einführen möchte. Darüber kann man auch schon viele Podcasts darüber sprechen. Genau.

Susanne

Och, schönes Beispiel. Es war eine Einführung. Da machen wir bestimmt demnächst auch noch mehr und da gab's auch schon was.

Kim

Auf jeden Fall wollte dieser Kunde S4/HANA einführen. Das Ganze hat sich schon einmal verschoben um ein Jahr. Da hat die Implementierung eben nicht geklappt. Es lag unter anderem auch daran, dass die Qualifizierung der Mitarbeitenden eben nicht ausreichend vorbereitet werden konnte. Und jetzt ist der Kunde eben an uns ran getreten und hat darum gebeten, dass wir eben auch einen ihn begleiten, also beratungsmäßig begleiten, wie er die Qualifizierung für dieses SAP S4/HANA Projekt gestalten kann. Und wir wissen alle von SAP Projekten, das ist einfach auch relativ komplex. Wir haben viele Zielgruppen, die wir uns anschauen müssen.

Susanne

Passt nicht in den Workshop. Aber auch, also kann ich mir jetzt lieber vorstellen, das heißt, ihr seid bestimmt gefragt worden, na lasst uns doch die Qualifizierung und die Ansätze, die wir da haben, mal in einem Workshop besprechen, richtig? Genau. So, und wie seid ihr jetzt da rangegangen?

24.19.260

Kim

Also, im allerersten Schritt schauen wir uns natürlich erstmal an mit dem Kunden, was ist eigentlich das Problem oder die Herausforderung, vor der der Kunde gerade steht. Ich habe das vorhin schon kurz erläutert. Also die Herausforderung ist im Grunde die Qualifizierung so aufzustellen der Mitarbeitenden, dass sie danach auch erfolgreich mit dem System arbeiten können und es nicht zu irgendwelchen größeren Problemen kommt im Unternehmen oder in der Organisation.

Susanne

Also einfach ein Reframing von der Anfrage noch mal, dass man sagt, okay, also wir reden jetzt nicht über das ganze SAP-Projekt in diesem Themenbereich, sondern wir reden einfach mal über die Qualifizierung, was das. Okay.

Kim

Und worüber wir natürlich auch sprechen, ist dann, welche Konsequenzen soll das ganz konkret für euch haben, wenn wir jetzt mit euch gearbeitet haben. Also stellt euch vor, jetzt in fünf Monaten guckt ihr zurück hier auf den Anfang, was denkt ihr sollten wir da erreicht haben. Das hilft uns zu definieren, in welchem Umfang wir den Kunden begleiten und das Angebot zu schreiben. Bevor wir in die konkrete Projektarbeit zusammengehen, möchten wir verstehen, wie die Situation beim Kunden ist oder vor welcher Herausforderung er steht.

25.28.361

Susanne

Okay, das heißt, dann haben wir erstmal Thema und Ziel klar. Die Situation selber, das war ja der zweite Schritt, den du vorhin beschrieben hast. Wie klärt ihr die ab? Also Klärung der Situation.

Kim

Eine Sache, die gerade bei der Klärung der Ist-Situation sehr wichtig ist, ist, dass man sich anschaut, ob bestimmte Vorarbeiten geleistet wurden. Konkret auf das Projekt bezogen ist es eben so, dass dann natürlich schon mal auch Maßnahmen geplant wurden für die Qualifizierung. Es war tatsächlich auch schon ein größeres Beratungshaus mal mit dabei, was den Kunden da begleitet hat und eben auch schon bestimmte Maßnahmen durchgeführt hat. Uns ist einfach wichtig, auch ein Stück weit darauf aufbauen, was bisher schon passiert ist. Dann sind wir auch wieder bei dem Thema Ressourcenverschwendung, was wir eben nicht möchten, sondern wir möchten die Zeit, die wir dann beim Kundeneinsetzen auch wirklich so gut wie möglich auch nutzen und auch Ergebnisse damit erzielen. Genau.

Susanne

Man muss ja nicht alles doppelt machen, ist ja Quatsch.

Kim

Eine weitere Sache, die sehr wichtig ist bei der Klärung der Ist-Situation, ist natürlich, dass man sich auch Gedanken darüber macht, welche Ressourcen stehen uns überhaupt zur Verfügung. Das betrifft zum einen unsere eigenen Ressourcen, aber auch die Ressourcen auf Kundenseite.

Susanne

Ja, sind ja auch so ganz klassische Fragen, die man vielleicht auch vom Training kennt. Also es macht keinen Sinn, im Präsenzworkshop oder im Präsenztraining zu planen und dann zu sagen, der wichtigste Player sitzt aber irgendwo in Amerika und hybrid zuschalten, kann man die Person sowieso auch nicht und dann kann der nicht dabei sein. Das macht ja dann keinen Sinn. Also wir müssen erstmal gucken, sind denn alle da, die es braucht für das Thema? Und ist es dann auch so? Ich stelle mir das jetzt so vor, dass man vielleicht dann auch..

Kim

Genau. Genau.

Susanne

...so ein bisschen in der Richtung fragt, die Ressourcen, die Zeit, die Personen, die wir brauchen, in welcher Form stehen die denn zur Verfügung? Weil je nach der Form, wie das Ganze zur Verfügung steht, kann man ja dann auch entscheiden, ob es wirklich ein Workshop ist oder ein anderes Setting. Also so würde doch die Frage richtig gestellt sein, oder?

27.41.325

Kim

Genau, was wir tatsächlich jetzt bei dem spezifischen Kunden auch noch mal gemacht haben, ist, dass wir auch, als wir wirklich angefangen haben, für den Kunden zu arbeiten, auch noch mal eine Analyse des Problems gemacht haben. Also da sind wir wieder so ein bisschen zurückgesprungen, noch mal auf den ersten Schritt. Aber wir haben tatsächlich als allererstes noch mal eine SWOT-Analyse mit dem Kunden gemacht, also eine Stärken-Schwächen-Analyse, aus der wir dann ganz konkret abgeleitet haben, welche Themen wir spezifisch weiter angehen können. Und das war natürlich auch basierend auf dem, was wir vorher festgelegt haben. Aber wir konnten damit einfach nochmal auch das Ziel spezifischer formulieren. Und ich glaube, das ist auch ein wichtiger Schritt, dass man sich nochmal anschaut, ist das Ziel eigentlich spezifisch genug, dass wir wirklich wissen, was wir damit meinen? Und so haben wir dann eben ganz spezifisch formulieren können, okay, ein wichtiges Thema bei der ganzen Qualifizierung ist das Thema Key-User. Und wir müssen irgendwie nochmal eine Learner Journey für die Key User erstellen. Und das ist eben unser ganz konkretes Ziel, was wir auch erreichen möchten.

Susanne

Und das habt ihr dann nicht in einem Workshop gemacht, sondern anders. Habt ihr das dann rausgefunden erst mal?

Kim

Genau, also da ist es wirklich auch sehr angenehm, weil die beiden Kundinnen, mit denen wir da zusammenarbeiten, auch selbst total motiviert sind und auch asynchron sehr viel mit uns arbeiten. Das bedeutet, wir haben ein gemeinsames Miro Board aufgesetzt, wo wir eben unsere ganze Arbeit rund um das Projekt zusammenfassen und haben da immer wieder abwechselnd Termine, wo wir klären, wie gehen wir weiter vor. Zum Beispiel haben wir ganz am Anfang geklärt, wir möchten unser Learning Design Canvas einmal ausgefüllt haben, damit wir wissen, wie gerade die Situation ist, was eben schon passiert ist. Und dann haben die beiden sich wirklich hingesetzt. eben für sich durchgefüllt, dann sind wir ausgefüllt, dann sind wir wieder hingegangen, sind durchgegangen, haben Fragen, spezifische Rückfragen gestellt dazu, die wir dann wieder beantwortet bekommen haben und haben dann diese SWOT-Analyse vorbereitet, wo wir schon mal Punkte aus dem Learning Design Canvas eben rausgezogen haben und dafür uns platziert haben. Von Kundenseite ist das dann wieder ergänzt worden. Und dann haben wir uns im nächsten Schritt wieder zu einem Termin zusammengefunden, der dann aber tatsächlich auch nur glaube eine oder anderthalb Stunden war

Susanne

Aber da seid ihr ja dann schon in der Maßnahmendurchführung gewesen quasi. Also wie seid ihr denn darauf gekommen, dass ihr das alles nicht in einem Workshop macht? Also tatsächlich wart ihr ja dann schon im Bearbeiten mit dem Kunden.

Kim

Genau, also ich glaube, das ist mir auch jetzt in der Vorbereitung nochmal aufgefallen, es ist tatsächlich so, dass diese vier Phasen, die wir da beschreiben, die sind nicht immer irgendwie, werden nicht immer stringent von Anfang bis Ende durchgeführt, sondern man springt da auch immer wieder zwischendurch mal. Und ja, tatsächlich haben wir ganz am Anfang die Entscheidung getroffen, dass wir erstmal keinen Workshop durchführen werden. Für dieses Teilziel, erstmal quasi das

Susanne

Aber was hat euch denn dazu gebracht?

Kim

Ich glaube, in dem konkreten Projekt, was uns dazu gebracht hat, war tatsächlich auch das Wissen, dass schon einfach sehr viel Vorarbeit geleistet wurde und dass wir erst mal verstehen wollten, was ist denn eigentlich schon passiert und wo können wir dann sinnvollerweise ansetzen, ohne jetzt komplett eine Doppelarbeit machen zu müssen. Und wir wollen natürlich auch von unserer Seite ressourcenschonend an das Projekt rangehen und haben deswegen...

Susanne

Mhm.

Kim

...eben auch gemeinsam dann mit dem Kunden vereinbart, dass wir so vorgehen, dass sie für sich erstmal die Sachen sammeln, auch auf dem Learning Design Canvas und wir eben nicht unsere auch wertvolle Zeit, die wir ja haben, dann darauf verwenden, erstmal nur zu analysieren, was ist bisher gelaufen.

Susanne

Das heißt, also ihr habt am Anfang für euch erstmal festgelegt, was ist denn das Grundziel zum Thema, was wir überhaupt erreichen wollen? Was ist die Herausforderung? Und habt dann gesehen, zu dieser Herausforderung gibt es schon ganz viel Material, was erstellt worden ist, was da ist. Und wir werden uns jetzt nicht in einem Workshop hinsetzen und werden in diesem Workshop das ganze Material durcharbeiten, um dann zu entscheiden, wir hätten diesen Workshop gar nicht gebraucht oder auch gar keine Zeit mehr dafür zu haben.

Susanne

sondern ihr habt euch tatsächlich dann mit dem Kunden so geeinigt, dass erstmal gewisse Vorarbeiten euch zur Verfügung gestellt werden, gemacht werden, um dann zu entscheiden, das ist der beste Weg oder das sind die Unterlagen, die schon da sind, um sich dann für die Zeit zu nehmen, um über eine Qualifizierung auf Basis dessen, was da ist, zu entscheiden. Da könnt ihr ja prinzipiell auch eine Vorarbeit für einen Workshop gewesen sein.

Kim

Genau. Richtig.

32.34.178

Susanne

Okay, gut. Und auf der Basis, ich habe jetzt gerade so vor Augen, du hattest vorhin vier Punkte genannt. Du hast gesagt, wir haben Thema und Ziel geklärt. Dann haben wir uns jetzt die Ist-Situation angeguckt. Und jetzt sind wir durch mit der S-Situation und wissen ungefähr, was der Kunde schon hat, haben vielleicht auch seine Erwartungen klar, haben das Ziel klar, haben das Problem klar umrissen, kennen die ganze Vorarbeit, wissen auch schon, welche Ressourcen da sind. Dann gehen wir in den nächsten Schritt. Das heißt, dann überlegen wir uns, welche Lösungsmöglichkeiten da sind oder bin ich dann da schon zu schnell?

Kim

Dann würden wir uns wirklich anschauen, welche Lösungsmöglichkeiten haben wir, welche Beratungsinstrumente oder Interaktionsformate nutzen wir, um unser Ziel, das wir am Anfang gesteckt haben, erreichen zu können. Wir nehmen das Ganze, was wir erarbeitet haben in den ersten beiden Phasen als Grundlage und schauen dann abwägend auch auf den ganzen Vor- und Nachteilen, die wir jetzt schon besprochen haben von Workshops. Macht es zum Beispiel Sinn einen Workshop durchzuführen oder führen wir vielleicht zum Beispiel erst mal Interviews durch oder eine Befragung, um auch unterschiedliche Sichtweisen einzusammeln und definieren zu können, en müssen wir überhaupt zu einem Workshop zum Beispiel einladen?

Susanne

Das erinnert mich so ein bisschen an ein Projekt, was ich hatte, was nicht aus dem SAP-Kontext kommt, sondern wirklich eher so aus dem Microsoft-Kontext, wo es um Kulturwandel und Transformation ging, wo es auch so war, dass wir quasi im ersten Schritt gesagt haben, wir müssen die Themen erstmal quasi so ein bisschen vorsortieren, die wir überhaupt haben, also uns auch nochmal mit dem Inhalt auseinandergesetzt haben. Was ist denn die Fragestellung, die der Kunde da hat, dann auch nochmal überlegt haben,

Susanne

Was gibt es denn da alles? Netterweise waren uns die ganzen Vorarbeiten dort auch schon bekannt, um dann festzustellen, also bei Thema A macht ein Workshop wirklich Sinn. Also da könnte es ein Workshop sein, den wir brauchen, weil zu diesem Thema erstmal nur grobe Ideen da sind. Und bei dem nächsten Thema war es aber kein Workshop, der notwendig war, sondern tatsächlich nur mal so eine Auswertung von vorhandenem Material, also von Umfragen, die es schon gab, und da eine Ergebnispräsentation und darauf basierend dann eine Entscheidungsfindung, die man macht mit entsprechenden Playern. Das heißt, dann würde man tatsächlich auf Basis dessen, was man schon hat an Informationen wirklich gucken, was geht. Und da ist ja die...

Susanne

...die Bandbreite ist extrem breit, oder? Also wir haben jetzt Workshops genannt, wir haben Interviews genannt, die man machen kann, die man auch im Vorfeld von Workshops gerne kombinieren kann. Ganz oft sind es auch so Kundengespräche um ein Thema X. Das ist kein Riesen-Workshop, was man dann macht. Gibt es da auch noch so spannende? Ach ja, wenn man so ganz viele Leute zusammen hätte, würde man einen Hackathon machen.

Kim

Genau. Ja, genau. Dann ist auch die Frage, ob ein Workshop in einer Großgruppe irgendwie von, ich weiß nicht, wie viele Leuten, dann wirklich Sinn machen würde.

35.41.998

Susanne

Okay, ziemlich spannend. Und wenn wir dann ungefähr wissen, was wir machen wollen, dann planen wir das, richtig?

Kim

Richtig, genau, das wäre dann unsere letzte Phase, die wir hier definiert haben, wo wir dann wirklich einsteigen auch, also sollten wir uns entschieden haben für einen Workshop... Wo wir dann einsteigen? ...und uns überlegen... "Wie können wir diesen Workshop eigentlich einbetten?" ...eben auch in das Gesamtprojekt, das heißt, wie stellen wir sicher, dass wir den Workshop vernünftig vorbereiten, vernünftig nachbereiten. Wie muss diese Vorbereitung genau aussehen, also müssen wir vielleicht noch eine andere Methode vorschalten. Also zum Beispiel sagen, wir führen erst mal Interviews durch, um auch herausfinden zu können... Wer ist überhaupt sinnvollerweise bei einem Workshop dabei?... beziehungsweise "Gibt es vielleicht irgendwie versteckte Konflikte?". Wir haben am Anfang darüber gesprochen, wenn wir Hierarchieebenen zusammenbringen, dass es dann vielleicht auch sein könnte, dass man da nicht so offen ist. Deswegen kann es schon sinnvoll sein, vielleicht auch so was wie eine Befragung durchzuführen, wo Leute erst mal anonym irgendwie ihre zu einem bestimmten Thema teilen können oder auch in Einzelgespräche zu gehen zum Beispiel.

36.52.475

Susanne

Das heißt also, wenn wir gefragt werden, ob wir ein Thema XY machen, dann ist damit zu rechnen, dass wir erstmal einen halben Schritt zurückgehen und anfangen Fragen zu stellen. Was brauchen wir denn und wie geht das rein? muss aber ja nicht immer so riesengroß komplex sein wie ein SAP-Projekt zur Qualifizierungsberatung. Das sind große Themen, die man da hat und dann muss man sich auch mehr Raum nehmen. Manchmal sind es auch kleinere Themen, wo dann vielleicht wirklich auch eine Kleinschrittigkeit in den Workshops möglich ist oder ein iteratives Vorgehen. Das habe ich jetzt mitgenommen. Das finde ich total spannend, wie du das beschrieben hast.

Susanne

Hast du nochmal so ein, also wir hatten jetzt schon so ein paar Formate genannt, gibt es denn da für uns auch irgendeine Struktur, wo wir für uns vorgehen und sagen, na für bestimmte Arten von Themenstellungen, Zielvorstellungen oder ähnliches, haben wir immer bestimmte Formate, die wir rangehen oder sind wir immer komplett frei auf einer grünen Wiese?

Kim

Ich glaube, es macht schon bei bestimmten Themen und bestimmten Zielsetzungen auch Sinn, bestimmte Methoden zu wählen. Also es gibt sicherlich keine feste Entscheidungshilfe, wo man eingeben kann, okay, ich möchte eine Analyse machen, dann mache ich immer, führe ich immer irgendwie eine Dokumentenanalyse durch zum Beispiel, sondern wir sind da durchaus auch flexibel.

Kim

Aber ich denke schon, dass man das thematisch ein bisschen clustern kann. Und das haben wir auch gemacht. Wir haben uns angeschaut, was sind eigentlich die klassischen Problemstellungen oder Zielvorstellungen, mit denen Kunden an uns rantreten? Und was sind da mögliche Formate, die wir nutzen können, um diesem zu begegnen? Also zum Beispiel, wenn wir sagen, häufig wird ein Workshop auch durchgeführt, um erstmal eine Analyse der Situation zu machen. Dann denke ich, wären da Alternativen, sowas wie, haben wir schon gesagt, Befragungen, Interviews, Beobachtungen vielleicht auch und ebenso auch eine Dokumentenanalyse bzw. Analyse von dem, was eben schon passiert ist, einfach im Unternehmen vorher zu diesem Thema. Genau.

Susanne

Genau, aber jetzt gibt es ja manchmal auch die Sachen, wo wir gefragt haben, um eine Lösung zu finden. Was würdest du da machen? Also wenn es gar nicht erst um eine Analyse geht, sondern wenn ich wirklich ein Ergebnis habe, also ich habe eine Fragestellung und wir eine Lösung haben, gibt es da nur den Workshop oder gibt es da auch noch mehr?

Kim

Ja, also ich würde sagen, da gibt es auch noch mehr. Natürlich ist es auch wieder sehr wertvoll, dass wir die Menschen da zusammenbringen, weil wir wissen glaube ich alle manchmal, wenn man einfach sich austauscht und nicht für sich alleine an einer Lösung herumbastelt, dass das halt sehr wertvoll sein kann. Aber auch da geht es wieder um die Vorbereitung. Also wie können wir zum Beispiel so einen Workshop, um eine Lösung zu finden, vernünftig vorbereiten? Und auch da könnten wir zum Beispiel Befragungen durchführen, Interviews durchführen, um erst mal ein Gefühl eben für den Scope zu bekommen, den wir da vor uns haben. Oder wir könnten zum Beispiel auch asynchrone Formate nutzen, dass wir sagen, so ein bisschen wie wir das auch in unserem Blended Learning Konzept machen oder Train the Online Trainer. Man gibt eben schon mal in Vorbereitung an den Workshop ein paar Fragen an die Hand, mit denen sich die Leute auseinandersetzen, damit sie einfach schon gut vorbereitet auch in den Workshop reinkommen. Weil man dann natürlich die Zeit viel besser nutzen kann, als wenn man erstmal die erste halbe Stunde damit verbringt zu erklären, wo es heute eigentlich darum geht. Genau.

Susanne

Und manchmal ist es ja auch vielleicht gar kein Workshop. Also wenn wir dann beim Thema Hackathon sind oder Großformate, wann da was ganz anderes rauskommt. Und es ist mir auch schon bei Kunden begegnet, dass sie sagen, wir haben ein Problem und am Ende war es nur so, das Problem war nicht, dass man eine besondere Lösung finden musste, sondern dass man tatsächlich im Unternehmen die richtige Information streuen musste. Und dann kommen wir gleich in ganz andere Formate rein, wenn das reinkommt. ...Ich glaube, vorhin am Anfang hatten wir gesagt, man bringt ja auch Menschen zusammen, man hat Raum, um Menschen zusammenzubringen, das war so das Thema. Wie heißt das? Partizipierungssimulation oder so? Genau. Einfach den Leuten das Gefühl geben, sie haben dann was gemacht. Das steckt ja so ein bisschen in Networking-Komponenten drin. Also wenn ich Networking fördern will und Menschen ein Gefühl der Wichtigkeit geben möchte, was könnte ich denn da stattdessen nehmen?

Kim

Also, ja, zum einen könnte man auch einfach sagen, zum Beispiel man macht ein Team-Event, man bindet das jetzt gar nicht an einen Workshop an sich, wo man was zusammen erarbeitet, sondern man weiß nicht, so wie wir das machen, zum Beispiel auch tts intern, dass wir uns einmal im Jahr auf einem Sommer-Meeting treffen, wo wir auch gemeinsame Aktivitäten miteinander durchführen. Was anderes, wenn man jetzt Netzwerken möchte, dann kann man natürlich auch auf Messen gehen, sich über LinkedIn oder andere Social-Media-Plattformen zum Beispiel vernetzen und austauschen. Ich glaube, was auch einfach wichtig ist, da beim Thema Teambuilding, es liegt ja auch häufig einfach an strukturellen Themen, dass es Probleme gibt, also dass man auch da noch mal einen Blick drauf wirft, wieder so dieser Schritt zurück zu sagen, was ist denn eigentlich das Problem, warum haben wir die Situation, die vielleicht gerade so ist, warum müssen wir ein Teambuilding durchführen, liegt es vielleicht auch daran, dass es irgendwo Konflikte gibt, die einfach in der Struktur begründet sind.

Susanne

Aber wo wir manchmal ja auch für Workshops gerufen werden, ist, wenn ein Unternehmen, das war ja dein klassisches Beispiel, also ich gehe in eine Transformation, stehe vor einer großen Veränderung, dann rufe ich mal einen Workshop und manchmal habe ich das Gefühl, Ich hole Menschen zusammen in so Workshopgruppen, damit sie - jetzt kommen die bösen Worte - mitgenommen oder abgeholt werden. Würde ich ja heutzutage sowieso nicht mehr so machen. Was sind denn Alternativen, wenn ich einen Change begleiten möchte zu Workshops? Da braucht man doch aber eigentlich manchmal auch Workshops, dass Themen da innerhalb dieses Changes entschieden werden können, oder?

Kim

Ja, also ich finde, wenn man wirklich dieses Ziel hat, den Leuten einfach nur das Gefühl zu geben, teilzunehmen, glaube ich, gibt es bessere Methoden. Tatsächlich vielleicht auch einfach transparenter kommunizieren. Das wäre auch eine Möglichkeit, einfach den Leuten ein Gefühl zu geben, dass sie zumindest irgendwie darüber informiert sind, was gerade passiert und nicht total blind auf die Veränderungen zulaufen und dann plötzlich mit ganz vielen Dingen konfrontiert werden. Mit denen sie einfach nicht gerechnet haben oder die dann vielleicht auch einfach zu Sorge oder so in Bezug auf das Projekt führen. Genau.

43.46.522

Susanne

Also im Zweifel erstmal einbinden. Ich glaube, wir haben eine lange, lange Liste, die man nehmen könnte. Da gibt es ja auch diese tollen Methodenkarten, wo man noch Brownbag Meetings und sonst was noch drinstehen hat. So ganz kleine Sachen. Es gibt ja kleine und große Methoden. Aber wir hängen ja so ein bisschen die ganze Zeit am Workshop drin. Jetzt haben wir gesagt, dass Workshops per se eine gute Idee sein könnten, dass sie auch ihre Vorteile haben, haben dann aber ganz doll auf den Workshops rumgeschimpft. und haben gesagt.. "Ja, die taugen nichts, weil so viel nicht funktioniert". Ein bisschen überspitzt dargestellt. Und haben jetzt mal geguckt, mit welchen Fragestellungen gehen wir denn überhaupt in die Entscheidung rein, dass wir einen Workshop machen? Was braucht es vielleicht an Vorarbeit? Und haben jetzt noch mal so ein bisschen die Alternativen aufgetan, was man vielleicht bei der einen oder anderen Stelle...

Susanne

...noch ein bisschen anders machen könnte. Wenn wir jetzt aber sagen, wir machen einen Workshop, ja? Jetzt haben wir gesagt, der Workshop ist nicht immer das Richtige. Aber wenn wir uns jetzt durchgerungen haben und Menschen zusammengeholt haben, was macht denn dann den Workshop gut?

44.51.060

Kim

Genau, also ich glaube, auf jeden Fall macht Workshops gut eine vernünftige Vorbereitung, darüber haben wir jetzt schon ganz viel gesprochen, dass wir eben einfach wissen, was sind die Ziele, wie strukturieren wir dann vielleicht auch den Workshop, das ist auch wichtig, dass wir uns überlegen, wer sind die richtigen Teilnehmenden, also wir haben wirklich die Menschen, dann in unserem Workshop, die auch aussagekräftig sind zu dem Thema und die dann wertvollen Input leisten könne. Dass wir auch ein gutes Klima schaffen für eine gute Zusammenarbeit innerhalb des Workshops und da einfach gucken, dass der Inhalt, den wir bearbeiten, auch zu dem Workshop dann tatsächlich passt. Ich glaube, das sind alles Themen, die sehr wichtig sind.

Susanne

Okay, das heißt, das sind so die Punkte, die ihr euch vorgenommen habt. Und wenn ich mich ganz, ganz dunkel erinnere, dann würde ich sagen, in den Shownotes können wir ja auch noch verlinken. Wir haben da so ein Artikel mal zugeschrieben, glaube ich. Da gab es so Grundkriterien. Da kann man noch ein bisschen weiterlesen. Du kannst das doch doppelt erzählen, da habe ich nichts gegen.

Kim

... da haben wir Qualitätskriterien für Workshops definiert. Und da gibt es genau diesen Artikel, von dem du gerade gesprochen hast, wo wir einfach acht Überpunkte definiert haben, von denen wir denken, dass die Punkte sind, die Workshops dann auch erfolgreich machen. Und da sind, glaube ich, ganz viele Punkte dabei, die wir heute auch schon gestreift haben. Und ja, wo es sich einfach lohnt, sich das noch mal anzuschauen und reinzulesen.

46.49.374

Susanne

Gut, das heißt, da empfehlen wir jetzt einfach mal zu lesen, müsst ihr euch nicht alles anhören, sondern da bringen wir vielleicht nochmal später was zu raus. Das heißt aber für den Moment sind wir jetzt erstmal so weit, dass wir sagen, Workshops sind eine gute Sache. Ja, die können gut funktionieren, aber sie werden viel zu oft gemacht und zu oft werden wir zu Workshops rufen und stellen dann fest, ist gar kein Workshop, sondern da hätte ein bisschen mehr Vorarbeit gut getan oder da wäre ein ganz anderes Format sehr viel sinnvoller gewesen. Deswegen nicht böse sein, wenn wir dann einfach im Vorfeld ein paar Fragen stellen. Das nehme ich jetzt so ein bisschen raus aus dem, was du gesagt hast. Passt das so für dich?

Kim

Ja, das passt absolut so für mich.

Susanne

Würdest du nochmal so ein Schlusswort finden wollen für dich? Was ist denn so die wichtigste Botschaft, die du jetzt aus dieser Podcast-Folge raus in die Welt geben möchtest?

Kim

Genau, also ich glaube, was mir einfach noch sehr am Herzen liegt, ist einfach der Punkt, wir machen Workshops gerne, aber wir machen Workshops eben dann, wenn sie sinnvoll sind und wir betten ihn einfach in einen Interaktionsplan ein. Das heißt, wir möchten wirklich den Workshop im Zusammenhang mit dem Gesamtprojekt sehen und führen ihn eben dann durch, wenn er sinnvoll ist.

Susanne

Das heißt, ein Workshop alleine ist kein Erfolgsgarant.

Kim

Genau, das hast du sehr schön zusammengefasst.

48.41.570

Susanne

Okay, liebe Kim, das war schön, sich mit dir mal einfach so über ein Format zu unterhalten. Also einfach mal über Workshops und wegzukommen von, Wenn ich nicht mehr weiter weiß, Bild ich ein Arbeitskreis", sondern hinzu, wenn ich eine Herausforderung habe, dann schaue ich, wie ich die am besten angehen kann und habe tolle Möglichkeiten, das umzusetzen. Ich muss nur lernen, die richtigen Fragen zu stellen. Danke an dich und vielleicht hören wir uns ja irgendwann nochmal wieder und reden dann wirklich über Qualitätskriterien mal wieder. Das habe ich ja vor ein paar Jahren schon mal gemacht zum Thema Training. Immer auch spannend. Super. Ich danke dir. Bis zum nächsten Mal. Tschüss.

Kim

Vielen Dank Susanne, mir viel Spaß gemacht.

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